»Porträt«
Günther Kaphammel wurde 1926 in Wittenberg-Lutherstadt geboren.
Gleich nach der Schule wurde er eingezogen. Nach Kriegsende absolvierte er in seiner Heimatstadt eine Ausbildung als Maler. Nach seiner Übersiedlung nach Braunschweig 1948 widmete er sich schwerpunktmäßig der Schriftenmalerei.
An der Werkkunstschule studierte Kaphammel bei Günter Clausen. 1956 trat er dem Bund Bildender Künstler in Braunschweig bei. Seine ersten Ausstellungen von Malereien in Braunschweig, Hannover, Heidelberg, Schwäbisch Hall, Ulm und Baden-Baden fanden viele Liebhaber und lebhafte Zustimmung.
In Kaphammels Arbeiten kommt zweierlei zusammen - seine Sensibilität für flüssige Form und taktstrenge Verteilung verbunden mit einem strengen, von Günter Clausen vermittelten Zeichenstil. Kaphammels Empfinden aber neigt zum Anklingenden und Zerfließenden.
Er bediente sich dazu des Aquarells auf saugend angefeuchtetem Papier mit weichsten, die Übergänge vertreibenden Pinseln und vermittelt damit in perfekter Weise einen hohen künstlerischen Anspruch mit sensibler, unverwechselbarer Aussagekraft sorgfältig gewählter Sujets.
Günther Kaphammel ist 2002 in Braunschweig verstorben.
"Meine Liebe zum Malen brachte mich schon immer in eine besondere Beziehung zu Schönheit und Harmonie. In endlosen Naturstudien versuchte ich, dem Wesen des Schönen auf die Spur zu kommen. Immer wieder stieß ich dabei in der Vielfalt der Schöpfung auf gleiche Grundstrukturen und Verhältnismäßigkeiten. Nach und nach begriff ich den Bezug der Schönheit zu den Proportionen des Goldenen Schnittes. Meine Ehrfurcht vor der Präzision der Natur wurde immer größer, je mehr Blüten, Blätter und Tiere in diesen Proportionen erkennbar wurden.
Doch ich war nicht der erste, der der Bedeutung des Goldenen Schnittes nachspürte. Bereits die Griechen bezeichneten ihn als "Göttliche Proportion". Schon 2500 Jahre davor kannten die Ägypter das "Ägyptische Dreieck", dessen Schenkel im 3:4:5-Verhältnis aufgebaut waren und später Grundlage für weitere Erkenntnisse wurden. Pythagoras prägte erstmals im 6. Jh. v. Chr. den Begriff der Harmonie und ihrer Messbarkeit (harmos = verbinden).
Harmonie ist die wohlgeordnete und angenehme Verbindung von verschiedeneren Empfindungen.
Die beiden Strecken eines durch den Goldenen Schnitt geteilten Ganzen stehen in einem wohlgefälligen Verhältnis zueinander.
Dieses "göttliche Verhältnis" war grundlegendes Fundament in der griechischen Kunst; die Romanik und später die Renaissance wurden wesentlich davon beeinflusst. Die Abhandlung des Polyklet (ca. 50 v. Chr.) über die Proportionen des menschlichen Körpers ist zwar verlorengegangen, aber erhalten sind die Aufzeichnungen des römischen Gelehrten Vitruvius (ca. 50 v. Chr.), der sich in zehn Büchern mit den Proportionen der Baukunst beschäftigt hat. Darauf aufbauend haben in Italien Leonardo da Vinci und in Deutschland Albrecht Dürer ihre unvergesslichen Werke geschaffen. Heute ist das Wissen um den Goldenen Schnitt weitgehend verlorengegangen, tausendjährige Erkenntnisse wurden somit verschüttet. Doch das Graben danach lohnt sich, diese alten Weisheiten könnten heute der Maß-Losigkeit ein wenig Einhalt gebieten und unser Leben wieder mit dem Universum in Einklang bringen."
Günther Kaphammel